Quiz: Mittelalterliche Berufe

27. Februar 2021

Birgit Constant

Bauer, König, Prinzessin, Ritter, Burgfräulein oder Mönch – das sind mittelalterliche Berufe, bei denen jeder sofort weiß, welche Aufgaben dahintersteckten. Aber wie steht es mit Ihrem Wissen um weniger bekannte mittelalterliche Berufe? Kennen Sie den Gong Farmer oder den Ewerer? Schaffen Sie es, alle aufgelisteten Tätigkeiten korrekt zuzuordnen? Machen Sie den Test mit diesem Quiz!

Worum kümmerte sich ein Gong Farmer?

A. Instandhaltung der metallenen Platten, mit denen in großen Herrenhäusern das Essen angekündigt wurde

Das ist leider falsch. Versuchen Sie es nochmal!

B. Aufzucht und Pflege einer seltenen Fischart, die es im Mittelalter an der warmen Nordwestküste Englands gab und deren Verzehr aufgrund ihrer Seltenheit nur dem König und seinem engsten Hausstand vorbehalten war

Das ist leider falsch. Versuchen Sie es nochmal!

C. Säubern von Burggräben, Latrinen und Aborten von Dreck, Exkrementen und Abfällen

Richtig!

Der Gong Farmer – altenglisch gangfeormere von gang (Plumpsklo, Latrine) und feormere (jemand, der andere mit Essen versorgt; Lebensmittellieferant) – hatte tatsächlich die Aufgabe, nachts die gefüllten Aborte der Adligen leerzuschaufeln und das schwarze Gold mit Schubkarren oder Zugkarren auf den dafür vorgesehenen Sammelstellen zu entsorgen. Das war zwar relativ gut bezahlt, aber einerseits natürlich wenig ehrenvoll und andererseits gefährlich. Man konnte in der hüfthohen Güllesoße ertrinken – dies ist im 14. Jahrhundert jemandem nachweislich passiert – oder durch giftige Gase ersticken.

Da die Gong Farmer nur nachts arbeiteten, wurden sie auch euphemistisch als Nightmen bezeichnet. Das hört sich zwar schöner an, aber es war immer noch im wahrsten Sinne des Wortes ein Scheißjob.

Worum kümmerte sich ein Ewerer?

A. Aufzucht, Pflege und Aufsicht der weiblichen Schafe

Das ist leider falsch. Versuchen Sie es nochmal!

B. Um alles, was mit Wasser zu tun hat

Richtig!

Das Wort ewe stammt tatsächlich aus dem Altenglischen (ea-/eu-/eo-wu), doch den Ewerer haben wir bzw. die Engländer den Normannen zu verdanken. So hat der gute Mann leider nichts mit weiblichen Schafen (ewe) zu tun und auch nicht mit Eiben (yew), sondern bringt Wasser in einem großen Wasserkrug (Normannisch ewer, auch aiguier, was aus dem Altfranzösischen bzw. letztendlich aus dem Lateinischen stammt), damit Gäste sich vor dem Essen die Hände waschen können. Er heizt auch das Badewasser des Königs auf und füllt den königlichen Zuber damit. Außerdem trocknet er die Kleider des Köngis, wenn diese auf Reisen oder beim Jagen nass geworden sind.

Wenn Sie also das nächste Mal Ihren Wasserkocher anschalten, bedenken Sie, für wen dessen Vorfahren einst das Wasser erhitzten, und behandeln Sie ihn mit mehr Ehrfurcht!

C. Pflege und Abernten der Eiben in den königlichen Wäldern

Das ist leider falsch. Versuchen Sie es nochmal!

Worum kümmerte sich ein Butler?

A. Aufsicht über die Weinvorräte am Hof

Richtig!

An Silvester ist es wieder so weit, dann wird Butler James auf allen dritten Fernsehprogrammen Miss Sophie wie jedes Jahr ihren 90. Geburtstag versüßen und sie von vorne bis hinten bedienen. Aber eigentlich sollte er etwas ganz anderes machen.

Im Gegensatz zu der heute herumgeisternden Vorstellung eines Butlers als vornehm-steifem Bediensteten eines Adligen, dem er jeden Wunsch erfüllt, war der Butler nämlich ursprünglich für die Weinvorräte der Oberschicht zuständig, arbeitete also normalerweise in Schlössern, wo er sich um die Weinfässer, später auch Bierfässer, und den Ausschank der Getränke kümmerte. Er übernahm so auch die Funktion und Bedeutung des altenglischen Becherträgers (byr(e)le, beorhyrde oder beorscealc), dessen Bezeichnung er gänzlich verdrängte. Die Bedeutung der Rundumbedienung, wie wir sie von stereotypen modernen Butlern kennen, entwickelte sich erst später, als der Fassaufseher zum Hausverwalter avancierte.

Das Wort stammt – wie so vieles, was das Thema Essen angeht – aus dem Anglonormannischen bzw. Altfranzösischen, wo dieser Beruf als boteillier (abgeleitet von boteille „Weinfass, Flasche“) auftaucht. Daraus wurden im Englischen dann butler und bottle, aber auch butt im Sinne von „Getränkefass“ ist damit verwandt.

Mit diesem Hintergrundwissen werden Sie den Butler James in Dinner for One dieses Jahr sicher mit ganz anderen Augen sehen, wenn er mit jedem neuen Gang die Becher füllt und eigenhändig leert.

B. Bedienung von Besitzern und Gästen an Adelshöfen (Gäste empfangen, Essen servieren und abräumen, Personal koordinieren, Aufträge erledigen, etc.)

Das ist leider falsch. Versuchen Sie es nochmal!

C. Herstellung von Kissen und Sitzmöbeln für Adlige

Das ist leider falsch. Versuchen Sie es nochmal!

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Über die Autorin

Birgit Constant

Birgit Constant ist promovierte Mediävistin, hat elf Sprachen gelernt und arbeitet seit 2014 als freie Autorin, Texterin und Lektorin in Landshut. Sie schreibt historische Romane für Sprachbegeisterte und hat einen Ratgeber für Nachwuchsautoren veröffentlicht.

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